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Foto: Nico Roller

Große Emotionen zum Fasnets-Auftakt

Die Zugabe haben sie schon längst absolviert, als das Publikum ihnen immer noch zujubelt. Viele in der Ersinger Festhalle haben sich von ihren Plätzen erhoben, um zu applaudieren. Auf der Bühne fassen sich die Tänzerinnen gegenseitig an den Händen und setzen zu einer tiefen Verbeugung nach der anderen an. Auch, wenn sie lachen: Einige von ihnen haben Tränen in den Augen. Es ist ein emotionaler Moment, als sich am Ende der Eröffnungsprunksitzung die erste große Garde der Ersinger Karnevalsgesellschaft „Fledermaus“ für immer von der Bühne verabschiedet. 20 Jahre lang haben sie zusammen getanzt, immer wieder die Gardestiefel geschnürt, im Spiegelsaal der Flatterhalle trainiert und mit Unterstützung ihrer Eltern die Kostüme für die aufwendigen Schautänze geschneidert. Zum Abschied nehmen sie die Besucher unter Anleitung ihrer Trainerin Sandy Richter in der voll besetzten Festhalle noch einmal mit auf eine Reise durch ihre größten Auftritte: zu den Piraten, in eine amerikanische High School, in ein Nonnenkloster, nach New York, zum König der Löwen und in die Weiten des Alls.

Insgesamt mehr als drei Stunden dauert die Prunksitzung, die am Freitag und am Samstag jede Menge Tanz, Musik und Komik zu bieten hat. Mit ihr ist der Startschuss gefallen für viele weitere Veranstaltungen, die bis zum Aschermittwoch keine Langeweile aufkommen lassen: unter anderem Maskenbälle, Umzüge, Scheibenschlagen und eine Hexenverbrennung. „Der ganze Flecken, jedes Haus, feiert mit der Fledermaus“, bringt es Thomas Maag auf den Punkt. Es ist der erste Mal, dass der neue Bürgermeister als Redner auf der Bühne steht – und zwar als „Anpacker“ getreu dem Motto: „Nicht lang schwätzen, sondern machen.“ Über den Radweg spricht er genauso wie über den Verkehr, den Kinderhort und die Feuerwehr. „Lasst uns gemeinsam vorwärts gehen und wie ein Dorf zusammenstehen“, ruft er den Besuchern zu, bevor er dem Prinzenpaar seinen Respekt zollt: Ihre Lieblichkeit Yvonne II. und seine Tollität Josua I. sind dieses Jahr an der Macht und wissen genau, was sie von ihren närrischen Untertanen erwarten: „Die fünfte Jahreszeit kann jetzt beginnen, drum lasst uns Stimmung in die Halle bringen.“ Eine Aufforderung, der Publikum und Mitwirkende gerne nachkommen: Einen flotten Marsch zu fetziger Musik präsentieren nicht nur die Funkenmariechen Elena Winteroll und Annika Steinbrecher, sondern auch die kleine und die zweite große Garde, während die mittlere Garde ihren Schautanz unter das Motto „Marionetten“ gestellt hat.

Wie groß die Bedeutung des Gardetanzes bei der Ersinger „Fledermaus“ ist, zeigt auch der diesjährige Orden. Gestaltet von Loris Drexler, veranschaulicht er laut Präsident Dominik Kern die Verbindung von Tradition und Vielfalt, für die die „Fledermaus“ schon seit vielen Jahren stehe. Im Mittelpunkt stehen 55 Jahre Prinzengarde, ohne die die Ersinger Fasnet laut Kern nicht möglich wäre. Zumal sie ein großer Faktor bei der Nachwuchsgewinnung sei. Fest zur Ersinger Fasnet gehören auch humorvolle Beiträge. Für sie sind bei der Prunksitzung die Mitglieder der Gruppe WD40 zuständig, die eine ganz eigene Version von „Schneewittchen“ erzählen. Eine, in der der Jäger einen Hund aus Holz hinter sich herzieht, in der Schneewittchen einen Bart und volles Brusthaar hat, mit tiefer Stimme spricht und an einer veganen Büchsenwurst stirbt. Nicht nur bei Christian und Benjamin Klingel, Raphael Reich, Patrick und Pascal Reiling hat das Publikum viel zu lachen, sondern auch bei Stefan Reich, der in der Bütt sofort den neuen Bürgermeister anspricht und ihm deutlich macht, dass er nun einiges geradezubiegen habe. „Vor allem den Ersinger Dorfplatz.“

Text und Fotos: Nico Roller